New York im Nebel, 2025

200 x 90 cm,
In NY im Nebel (2025) entwirft Thomas Düwer ein Stadtbild im Zustand des Übergangs – nicht belebt durch Bewegung, sondern durch Struktur, Licht und Atmosphäre. Im Vordergrund erscheinen die Fassaden der Hochhäuser mit nahezu digitaler Präzision, jedes Fenster exakt gesetzt, die Raster klar, die Kanten definiert. Doch zur Tiefe hin löst sich diese Ordnung auf: Die Linien beginnen zu verschwimmen, Farben verlieren an Sättigung, mehrere Türme steigen in einen diesigen Himmel, bis sie sich auflösen – als würden sie sich entmaterialisieren. Der Nebel dient nicht bloß als meteorologisches Motiv, sondern als malerisches Verfahren. Er bricht die Genauigkeit, streut das Licht, transformiert die urbane Klarheit in atmosphärische Unschärfe. Was vorn an CAD-Ästhetik erinnert, verwandelt sich in der Ferne zu einem Eindruck klassischer Malerei – oder umgekehrt: Die Zentralperspektive führt nicht zur Tiefe, sondern nach vorn, wo sich die Raster zu einer modernen, fast technischen Bildsprache verdichten. Links unten spiegelt sich das goldene Licht des Himmels im Hafenbecken – ein ruhiger Kontrapunkt zur strukturellen Dichte darüber. Die Wasserfläche, leicht bewegt, bringt einen Moment visueller Entspannung in die streng komponierte Vertikale. Trotz der klaren Architektur bleibt die Komposition zurückhaltend: nichts drängt sich vor, nichts wirkt effekthascherisch. Düwer gelingt eine Balance aus Kontrolle und Auflösung – ein New York, das sich nicht festhalten lässt, sondern sich in Licht, Raster und Perspektive verflüchtigt. Auch maltechnisch markiert das Werk eine Schwelle: Die früher weich modellierte, atmosphärische Stadtlandschaft erscheint hier kantiger, stilisiert, verdichtet. Als habe sich der malerische Blick dem digitalen Sehen angepasst – und mit ihm der Begriff von Urbanität selbst.