Palma de Mallorca,

80 x 130 cm,
In Palma de Mallorca zeigt Thomas Düwer eine mediterrane Gasse im Hochformat – nicht als pittoreskes Urlaubsbild, sondern als fein strukturierte Farbfeldarchitektur. Die Szenerie scheint auf den ersten Blick vertraut: enge Straße, bunte Fassaden, offene Fensterläden, kleine Lokale, darüber eine Girlande aus silbernen Sternen. Doch unter der touristischen Oberfläche liegt eine subtile malerische Ordnung, die den Straßenraum in rhythmische Module übersetzt. Die Fassaden werden zur Bühne. Jede Farbschicht, jede Fensteröffnung, jede Schattierung ist präzise gesetzt. Die Häuserzeilen schieben sich wie Kulissen übereinander, als wäre der Stadtraum eine komponierte Fassade. Was real ist und was Zeichen – das bleibt bewusst unentschieden. Die Farbigkeit folgt einem klaren Konzept: warme Erdtöne links, kühle Blautöne und Spiegelungen rechts. Fensterläden in Grün, Schwarz oder Petrol setzen inmitten dieser Ordnungen gezielte Kontraste. Die Stern-Dekoration, eigentlich beiläufig, wird hier zum strukturierenden Ornament – sie überspannt die Gasse wie eine feine Klammer aus Licht und Linie. Auffällig ist auch der Umgang mit Tiefenstaffelung: Zwar öffnet sich der Blick nach hinten, bis hin zur Kathedrale La Seu, doch die Bildlogik bleibt flächig. Die Komposition folgt eher der Struktur einer Wandmalerei als der eines klassischen Straßenbildes. Die Menschen am unteren Bildrand erscheinen nicht individuell, sondern als Teil der Choreografie – sie führen den Maßstab ein, nicht die Handlung. Palma de Mallorca ist in diesem Sinne keine Szene, sondern eine Konstruktion. Düwer kartiert den Stadtraum, zerlegt ihn in Elemente, Rhythmen, Texturen. Die vermeintlich lebendige Gasse wird zum Raster aus Farbe, Linie und Oberfläche und zur Hommage an ein mediterranes Licht, das beleuchtet und zugleich formt.