120 x 140,
Acryl auf Leinwand
In »Lady in Blue« greift Sabina Bockmühle das klassische Sujet der liegenden Frau auf – ein Motiv, das seit der Renaissance durch die Kunstgeschichte wandert, von Giorgione über Manet bis hin zu Marlene Dumas. Doch während frühere Darstellungen weiblicher Körper oft Objekt der Betrachtung waren, entzieht sich diese „Lady“ bewusst einem solchen Zugriff. Die Figur liegt auf einem roten Sofa, frontal, aber nicht ausgestellt, sondern nachdenklich abgewandt, mit einem direkten, ruhigen Blick. Ihr Kleid ist überzogen von floralen Mustern, fast camouflierend – als wolle sie sich mit dem Bildgrund verschmelzen. Die Farben sind satt, flüssig, partiell tropfend, mit lasierenden Schichten und expressivem Duktus. Die Komposition spielt mit dem Wechsel von Fläche und Körper, von Sichtbarkeit und Auflösung. Der Hintergrund wirkt fragmentiert, als bräche ein Tapetenmuster oder eine Innenraumszene ins Abstrakte aus. Das Werk verhandelt Intimität ohne Voyeurismus, Weiblichkeit ohne Pathos. Bockmühle verwebt hier die Tradition figurativer Malerei mit Elementen der Abstraktion und Collage – ein Porträt, das weder psychologisch ausleuchtet noch ästhetisch glättet, sondern in seiner Unruhe und Textur geradezu modern melancholisch wirkt.